LUDWIG-GEISSLER-SCHULE
Gewerblich-technische berufsbildende Schule der Stadt Hanau und des Main-Kinzig-Kreises - Selbstständige Berufliche Schule (SBS)

Allein unter Männern

Für andere sind technische Geräte ein Buch mit sieben Siegeln, nicht so für die Absolventinnen der Fachschule für Technik der Ludwig-Geißler-Schule, Pia-Esther Trompke und Rebekka Arnold. (Foto: sth)

Elektronikerin Pia-Esther Trompke und Technische Zeichnerin Rebekka Arnold gehören zu den Exoten in der Region Hanau (fmi).

Frauen sind in technischen Berufen immer noch unterrepräsentiert. Von mehr als 700.000 beschäftigten Ingenieuren waren im Jahr 2011 lediglich 90.000 weiblich. An der Fachschule für Technik der Ludwig-Geißler-Schule in Hanau spiegelt sich das Verhältnis wieder. "In den Fachbereichen Elektro- und Metalltechnik kommt ungefähr eine Frau auf 20 Männer", bestätigt Abteilungsleiter Hans Joachim Götz. Die Absolventinnen Rebekka Arnold aus Freigericht und Pia-Esther Trompke aus Klein-Auheim berichten über ihr Exoten-Dasein.

Obwohl in der absoluten Minderheit, hatten die jungen Frauen keine Probleme, fachlich mit ihren männlichen Mitschülern mitzuhalten. Pia Trompke machte in der Fachrichtung Elektrotechnik ihren Abschluss mit Auszeichnung. Rebekka Arnold schloss die Ausbildung in der Fachrichtung Metalltechnik sogar als Jahrgangsbeste ab. "Wir erleben die Frauen in diesen Fachrichtungen als sehr zielgerichtet. Ihre Belastbarkeit liegt im oberen Bereich", sagt Abteilungsleiter Götz. Warum sich seiner Meinung nach nur wenige Mädchen für technische Berufe entscheiden? "Da spielen sicherlich einerseits traditionelle Sichtweisen eine Rolle, auf der anderen Seite fehlt oftmals das entsprechende Angebot in den vorbereitenden Schulen", so Götz.

Aufgrund ihrer schulischen Unterrichtsfächer wäre Pia-Ester Trompke wohl kaum auf die Idee gekommen, Elektronikerin zu werden. "Ich bin auf eine reine Mädchenschule gegangen. Dort haben wir auch genäht und gestickt", berichtet die heute 24-Jährige. Sie habe sich aber schon früh dafür interessiert, was beispielsweise genau passiert, wenn Licht reflektiert wird. Ein Besuch im Opel-Werk gab schließlich den Ausschlag für die Berufswahl. "Die Roboter haben mich total fasziniert", sagt die Elektronikerin. Sie würde sich freuen, wenn sich mehr junge Frauen für diesen Berufszweig interessieren würden. "Den Girls Day finde ich eine super Idee. Da haben Mädchen, die Möglichkeit, in typische Männerberufe reinzuschnuppern, um sich ein Bild von der Technik zu machen, denn es ist doch was anderes als Kindergärtnerin oder Friseuse", sagt Trompke, die im Kraftwerk Staudinger in Großkrotzenburg beschäftigt ist.

Ein starker Charakter, das ist für Rebekka Arnold eine wichtige Voraussetzung, um in einem typischen Männer-Beruf durchstarten zu können. "Gerade in der Pubertät gerät man schnell in eine Außenseiter-Stellung", sagt sie. Doch die 25-Jährige ließ sich in ihrem Weg nicht beirren. "Schon als Kind habe ich gerne mit technischen Sachen gespielt und mit Begeisterung den Werkunterricht in der Schule besucht", erzählt Arnold. In ihrer Familie gibt es mehrere Technische Zeichner, vielleicht spielte auch das eine Rolle. "Zudem bin ich in der Feuerwehr aktiv. Auch dort habe ich viel mit Maschinen und Pumpen zu tun", so die junge Frau, die in Frankfurt bei der Firma Samson angestellt ist.

"Klar gibt es ältere Kollegen, denen es zunächst schwer fällt, eine Frau in ihrem Fach ernst zu nehmen. Die Akzeptanz kommt dann aber schnell über das Fachwissen", betont die staatlich geprüfte Technikerin. Über die gleiche Erfahrung berichtet Pia-Esther Trompke. "Ich fühle mich voll akzeptiert", erzählt sie.

Vor den Leistungen der jungen Frauen ziehen viele den Hut. Die beiden Frauen haben sich für die so genannte Teilzeitform der Weiterbildung zur staatlich geprüften Technikerin in ihren jeweiligen Fachbereichen entschieden. Das bedeutet konkret, dass die Schülerinnen neben ihrer Vollzeit-Beschäftigung vier Mal in der Woche den Abendunterricht besuchten. Und das über vier Jahre lang. Der Vorteil: Sie mussten ihren Arbeitsplatz nicht aufgeben und verdienten weiterhin Geld. Für die Selbständigkeit opferten sie jedoch viel Freizeit. "Ich würde es aber wieder so machen", zieht Rebekka Arnold eine Bilanz. Auf diese Weise habe sie ihre eigenen Grenzen kennengelernt.

(Mit freundlicher Genehmigung des Hanauer Anzeigers)

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