Eine Lesung mit Anne Chavez stand am letzten Schultag des ersten Halbjahres für Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 12 des beruflichen Gymnasiums auf dem Stundenplan. Bis ins dritte und vierte Glied heißt der erste Roman der Autorin. Am Beginn stand eine kurze Einführung in die Handlung: Die Hauptfigur Micha befindet sich in der Psychiatrie, nachdem er gewalttätig gegen seine Mutter geworden ist. Auslöser waren ihre negativen Bemerkungen über den Vater. Jahrzehnte lang hat Micha Probleme verschleppt und sucht nun nach Auswegen aus Abhängigkeit und Gewissensqualen. Der Roman wirft u.a. die Frage auf nach Fehlern der Eltern und wie diese sich auf die nachfolgenden Generationen auswirken.

Der Roman ist nicht chronologisch erzählt und Anne Chavez wählte verschiedene Textstellen aus Michas Lebensstationen aus, um den Zuhörern einen Eindruck des schwierigen Erwachsenwerdens des Protagonisten zu vermitteln.

In der Diskussionsrunde nutzten die Schülerinnen und Schüler die Chance, Fragen zu stellen, die der Deutschunterricht so unmittelbar nicht beantworten kann: Wie kommt man als Schriftstellerin zu der Entscheidung über die Struktur eines Werkes? Wann überlegt man, aus welcher Perspektive erzählt wird? Oder auch ganz praktisch: Wie findet man einen Verleger? Darauf und auf viele andere Fragen gab Anne Chavez ausführlich und authentisch Antwort. Sie betonte, dass sie das hohe Niveau der Fragen gefreut habe, denn es zeige, dass Schülerinnen und Schüler etwas mit Literatur anzufangen wüssten, auch über die Leselisten für das Zentralabitur hinaus. Freude am Lesen sowie an der Auseinandersetzung mit Literatur und den darin vermittelten Lebensentwürfen sei eine wichtige Aufgabe der Schule.