LUDWIG-GEISSLER-SCHULE
Gewerblich-technische berufsbildende Schule der Stadt Hanau und des Main-Kinzig-Kreises - Selbstständige Berufliche Schule (SBS)

Zwei Apfelbäume für Demokratie und gegen das Vergessen

Oberbürgermeister Claus Kaminsky (zweiter von links) und Schulleiter der LGS Christof Glaser (dritter von rechts) sowie Angela Kirchhoff, Serpil Terpiz-Unvar, Anna Jagust, Sira Hilverkus und Margarita Manzaneque beim Einpflanzen der Apfelbäume, die fortan sicht-bares Zeichen gegen Rassismus und für Demokratie sind.

Baumpflanzaktion an der LGS im Gedenken an die Opfer des Attentats vor zwei Jahren

Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen", soll Martin Luther einst gesagt haben. Belegt ist dies allerdings nicht. Wahrscheinlich, so vermutet man, wurde dieser Spruch dem Reformator in der schwierigen, zwischen Verzweiflung und Hoffnung schwankenden Situation nach dem Zweiten Weltkrieg in den Mund gelegt.

Am vergangenen Montag gedachte die Ludwig-Geißler-Schule, LGS, der Opfer des Attentats vor nunmehr zwei Jahren, bei denen auch Schüler der LGS ums Leben kamen. Schulleiter Christof Glaser pflanzte gemeinsam mit Oberbürgermeister Kaminsky zwei Apfelbäume. Sie stehen direkt vor der großen Fensterfront zur Aula der Schule und damit für alle gut sichtbar. Serpil Terpiz-Unvar, die Mutter eines der Opfer und Gründerin der Bildungsinitiative Ferhat Unvar, Anna Jagust vom AWO Stadtverband, als Koordinierungs- und Fachstelle "Demokratie leben", die kommissarische Schulleiterin der Otto-Hahn-Schule, Angela Kirchhoff, die Schulleiterin der Eugen-Kaiser-Schule, Martina Schneider, sowie die LGS Schulgruppe, Schule ohne Rassismus und die stellvertretende Schulsprecherin Sira Hilverkus nahmen ebenfalls teil.

Die Bäume sollen symbolisch für die gelebte Demokratie stehen, aber auch gegen das Vergessen. Vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine bekam die Aktion noch eine darüber hinaus gehende Bedeutung. "Die Bäume sollen uns von nun an daran erinnern, dass das schreckliche Attentat junge Menschen aus dem Leben gerissen und Familien ins Unglück gestürzt hat", betonte Schulleiter Christof Glaser. Zudem trage der Baum drei verschiedene Apfelsorten, was wiederum für Vielfalt stehe. "Eine Vielfalt, die sich auch in den vielen Nationalitäten widerspiegelt, die an unserer Schule friedlich miteinander lernen." Vielfalt sei zwar direkt mit dem Begriff Toleranz verbunden, aber nicht um jeden Preis, so Glaser. Man müsse intolerant gegenüber Rassismus und Menschenfeindlichkeit sein.

Oberbürgermeister Kaminsky nahm in seiner Rede darauf Bezug und erweiterte den Begriff Toleranz um den der Meinungsfreiheit. Dass diese nicht in jedem Land gelte, sei aktuell leider in Russland zu beobachten. Dort würden nicht konforme Meinungen radikal unterdrückt. "Unsere Stadt hat seit Jahrhunderten eine große, gute Tradition im Zusammenleben der unterschiedlichsten Menschen", so der OB. Sie alle, die Glaubensflüchtlinge vor 400 Jahren, die Vertriebenen nach dem 2. Weltkrieg, die Gastarbeiter von einst, die amerikanischen Soldaten mit ihren Familien, nicht zuletzt die Flüchtlinge der Ukraine, die in diesen Tagen und Stunden hier Sicherheit suchten, sie alle hätten diese Stadt mitgeprägt, sie alle gehörten zu dieser Stadt, sie alle seien Hanauer, Mitbürgerinnen und Mitbürgern, betonte Kaminsky.

Seit Jahren engagiere sich die Schulgemeinde in zahlreichen Aktionen gegen Rassismus und das friedliche Miteinander der verschiedenen Nationalitäten. Der Koordinator der Anti-Rassismus AG, Religionslehrer Thomas Bockemühl, wies in seiner Rede noch einmal darauf hin, wie wichtig der Kampf gegen Rassismus und Diskriminierung sei. "Deshalb wollen wir auch weiterhin Schülerinnen und Schüler dafür sensibilisieren, und gemeinsam mit der Schülervertretung Ideen entwickeln. Wir wollen weiterhin an jedem 19. Februar unserer Schüler Ferhat Unvar und Said Nesar Hashemi gedenken." Die LGS lebe von ihrer Vielfalt. "Viele unterschiedliche Menschen lernen hier gemeinsam. Das ist kein Problem unserer Schule, sondern unsere Stärke. Auf diese Stärke müssen wir setzen", hob Bockemühl hervor. "Die Bäume sollen uns dabei Mahnung und Zeichen sein".

Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat das Programm "Demokratie leben!", zu dem auch die Baumpflanzaktionen gehören, entworfen, um aktiv gegen Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit vorzugehen. Gemeinsam mit der Stadt Hanau soll so eine lebendige und vielfältige Demokratie vor Ort sowie eine Kultur der Kooperation und des respektvollen Miteinanders geschaffen werden. Vor einiger Zeit bereits hängte die Stiftung Demokratie Leben als weiteres Zeichen der Schule gegen Rassismus und Diskriminierung ein Banner mit der Aufschrift "remember Hanau" auf.