LUDWIG-GEISSLER-SCHULE
Gewerblich-technische berufsbildende Schule der Stadt Hanau und des Main-Kinzig-Kreises - Selbstständige Berufliche Schule (SBS)

Mann aus der Praxis gibt Erfahrungen an die Jugend weiter

Vortragsreihe von Richard Seemann an der LGS endet im Schuljahr 2019

In der Summe 14 Vorträge, davon sechs im Bereich Werkstoffwahl; die gleiche Anzahl zur Wärmebehandlung und zwei aus der Vacuumtechnik sind die Bilanz einer Vortragsreihe von Richard Seemann für Studierende und Schülerinnen und Schüler der Ludwig-Geißler-Schule für das Schuljahr 2019. „Wie jedes Jahr ein guter Erfolg“, ist sich der Vorsitzende des Fördervereins der LGS, Benjamin Schlögel, sicher. Richard Seemann könne die Inhalte sehr anschaulich auf die Praxis beziehen, so Schlögel. Das imponiere den Schülern. „Als ehemaliger Geschäftsführer eines weltweit führenden Herstellers von vakuumtechnischen Anlagen im Bereich Metallurgie und Wärmebehandlung mit ca. 900 Mitarbeitern in 10 Ländern ist Richard Seemann ein Glücksgriff nicht nur für die Schule, sondern in erster Linie für die Studierenden“, ergänzt Schulleiter Christof Glaser.

Die Schülerinnen, Schüler und Studierenden der verschiedenen technischen Fachbereiche an der Ludwig-Geißler-Schule werden durch die Vermittlung der Grundlagen und des theoretischen Fachwissens im Rahmen ihrer Ausbildung auf ihr zukünftiges Berufsleben vorbereitet. Der Förderverein der Ludwig-Geißler-Schule hat es sich unter anderem zur Aufgabe gemacht, diese „Grundausbildung“ durch Beiträge aus Forschung und Industrie zu ergänzen. Einen wesentlichen Anteil daran haben Beiträge aus der Praxis um die zukünftigen Fachkräfte möglichst gut vorbereitet in ihre zukünftigen Tätigkeiten und Verantwortungen in die Industrie zu entlassen.

Zu diesem Themenkomplex gehören Beiträge, die sich u. a. auf die richtige Werkstoffwahl beziehen. So gibt es Hinweise und Anleitungen, welcher Werkstoff für welche Verwendung optimal geeignet ist. Und dabei geht es nicht nur um rein technische Anforderungen wie Festigkeit oder Korrosionsbeständigkeit. Es müssen ebenfalls die Möglichkeiten der Herstellung aber auch die Verfügbarkeit von Vormaterialien bedacht werden. Und zunehmend treten Themen wie Recyclebarkeit und Energiebilanz von der Herstellung bis zur Wiederverwertung in den Vordergrund. Die Teilnehmer lernen vor allem eventuelle Auswirkungen auf die Haltbarkeit und nicht zuletzt auf die Kosten für das jeweilige Bauteil einschätzen zu können.

Ein weiterer Schwerpunkt dieser technischen Beiträge von Richard Seemann beschäftigt sich mit dem Thema Wärmebehandlung von Stählen. Kaum ein Produkt, ob es ein im Haushalt verwendetes Besteckteil ist oder die Feder in einem Kugelschreiber, ganz zu schweigen von einer Unzahl vielfältiger Bauteile, ob im Werkzeugbau oder in der Automobilindustrie kommt ohne eine, dem gewählten Werkstoff angemessene Wärmebehandlung aus. Nur durch diesen wichtigen Fertigungsschritt erhalten diese unterschiedlichen Bauteile ihre tatsächliche Gebrauchseigenschaft. Durch diese Behandlung sei es beispielsweise auch möglich, dass ein PKW-Getriebe eine Lebensdauer von mehreren 100.000 km hat und nicht bereits nach ein paar 100 km auf Grund von Verschleiß oder anderen Zerstörungsursachen ausfällt. Den Auszubildenden werden hierzu die entsprechenden Grundkenntnisse über Verfahren und Anwendungen vermittelt.

„Die Vakuumtechnik ist seit einigen Jahrzehnten mehr und mehr zu einem nicht mehr wegzudenkenden Fertigungsprozess in der Industrie geworden“, weiß Richard Seemann aus eigener Erfahrung. Vieles sei schon lange im täglichen Gebrauch, ohne dass wir uns darüber Gedanken machen. Der Staubsauger – neudeutsch „Vacuum Cleaner“ sei ein einfaches Beispiel dafür. Aber die Herstellung hochwertiger Metalle wie Tantal, Titan oder anderer Legierungen sei ohne Vakuumtechnik nicht möglich. Und nur mit diesen Metallen und den, ebenfalls den auf Vakuumtechnik basierenden Beschichtungsverfahren ließen sich z.B. Flachbildschirme oder Handydisplays herstellen. Und die Triebwerke für Flugzeuge seien ebenfalls, ohne durch Vakuumverfahren hergestellte Bauteilen, nicht mehr denkbar. Aber man brauche gar nicht so „hoch-technisch“ zu denken, meint Seemann. Verpackungstechniken oder das Konservieren von Lebensmitteln, um nur ein paar weitere Anwendungen zu nennen, basierten alle auf Vakuumprozessen. In diesem Segment werden die physikalischen Grundlagen und Beispiele für Anwendungen der Vakuumtechnik vermittelt, um den Schülern diese Prozesse näher zu bringen.

Die LGS bietet die Qualifizierung zum „Staatlich geprüften Techniker“ in Voll- und Teilzeitform an. In der Teilzeitform findet der Unterricht von Montag bis Donnerstag in den Abendstunden von 17:30 Uhr bis 20:30 Uhr statt. Dieser Ausbildungsgang erstreckt sich dann über vier Jahre. In der Vollzeitform reduziert sich die Ausbildung auf zwei Jahre. Der erfolgreiche Abschluss zum „Staatlich geprüften Techniker“ eröffnet außerdem die Möglichkeit zu einem fachgebundenen Studium an einer Hochschule in Hessen. Bei einem entsprechenden Notenbild und einer Zusatzprüfung im Fach Mathematik erhalten die Studierenden zudem die bundesweit geltende Fachhochschulreife. Neben der Ausbildung zum Staatlich geprüften Techniker können Absolventen der Technikerschule die Ergänzungsausbildung im Schwerpunkt „Technische Betriebswirtschaft“ anstreben. Für Staatlich geprüfte Techniker dauert diese Ergänzungsausbildung ein Jahr in Teilzeitform oder sechs Monate in Vollzeitform. Voraussetzung für die Aufnahme in die Fachschule für Technik ist neben dem der Berufsschule auch der Abschluss in einem einschlägigen Ausbildungsberuf des entsprechenden Berufsfeldes und eine entsprechende Berufstätigkeit von mindestens einem Jahr.

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