LUDWIG-GEISSLER-SCHULE
Gewerblich-technische berufsbildende Schule der Stadt Hanau und des Main-Kinzig-Kreises - Selbstständige Berufliche Schule (SBS)

ISA-Studierende der LGS besuchen größtes Tritiumlabor Europas

Die Studierenden der LGS vor dem weltgrößten Spektrometer im Karlsruher Institut für Technologie: E. Wieschmann, Klaus Wegner, F. Lettke, J. Bräuer, N. Anspach, sowie Dr. Jürgen Wendel, Gerd Lohrey vorne: R. Donecker, L. Hickel, K. Kuhn, M. Bröking, L. Hergert, Dr. Günther Luthardt

Im Rahmen einer Workshop Reihe haben kürzlich sieben ISA-Studierende der Ludwig-Geißler-Schule, LGS, mit ihren Ausbildern das Tritium Labor, TLK, im Karlsruher Institut für Technologie besucht. Ingenieurstudium und Ausbildung, kurz ISA, ist ein duales Studienmodell, in dessen Vordergrund der Praxisbezug steht, mit einem ausgewogenen zeitlichen Verhältnis von Industriepraxis im Partnerunternehmen und Vorlesungseinheiten an der Technischen Hochschule Mittelhessen in Friedberg. Der Betriebsbeauftragte des TLK, Dr. Jürgen Wendel, erläuterte den Studierenden die Ziele des Labors. So geht es unter anderem um die Bereitstellung einer erprobten Tritiumtechnologie für die Fusionstechnik. Da Tritium ein radioaktives Wasserstoffisotop ist und dazu neigt, sein Umfeld zu kontaminieren, sind bei der Planung geeignete Maßnahmen und Einrichtungen zur Rückhaltung des Tritiums festzulegen. Bei diesem Thema der Workshop Reihe lernten die angehenden Ingenieure/innen u. a. das Mehrbarrieren-Rückhaltekonzept und den Einsatz von Handschuhboxen mit integrierter Tritium- Gasreinigung kennen.

An der Besichtigung des TLK nahmen auch Dr. Günther Luthardt, früher für den Aufbau und Betrieb des Tritiumlabors der NUKEM verantwortlich war, und Klaus Wegner, der Referent der Workshopreihe, teil. Beide hatten maßgeblichen Anteil an der Entwicklung geeigneter Einrichtungen zur sicheren Handhabung von Tritium und waren federführend auch an der Planung der notwendigen Maßnahmen und Einrichtungen für das TLK beteiligt. Die Teilnehmer der Exkursion konnten sich bei der Besichtigung des TLK auch davon überzeugen, dass die in der Planungsphase festgelegten Maßnahmen zur sicheren Handhabung des Tritiums außerordentlich erfolgreich waren. Selbst nach fast 25 Jahren Betrieb war es immer noch möglich, das Labor gefahrlos in Straßenkleidung zu betreten. Darüber hinaus seien die intensive Personalschulung, ein ausgefeiltes Messsystem und regelmäßige Wischtests weitere Garanten für den sicheren Betrieb des Labors. Regelmäßige Untersuchungen des Bedienungspersonals hätten ergeben, dass ihre Strahlenbelastung durch den Umgang mit Tritium um Größenordnungen unter ihrer Belastung durch Höhenstrahlung und natürliche Radioaktivität liegt.

Der Betriebsbeauftragte des Labors stellte auch das Projekt „KATRIN“, kurz für Karlsruhe TRItium Neutrino, und seine Einrichtungen vor. Besonders beeindruckend für die Studierenden war das „riesige Spektrometer“ – der weltgrößte Hochvakuumbehälter mit 10 m Durchmesser, einer Länge von 24 m und einem Gewicht von ca. 200 t. KATRIN ist ein europäisches Forschungsexperiment mit internationalen Partnern mit der Aufgabe, die extrem kleine Masse von „Neutrinos“ zu bestimmen, die bei Untersuchungen der inneren Struktur der Materie sowie bei der Erforschung des großräumigen Aufbaus des Universums eine Schlüsselrolle spielen.

Überwältigt von der Vielzahl verfahrens- und messtechnischer Einrichtungen und tief beeindruckt von den umfangreichen wissenschaftlichen Aktivitäten des TLK, traten die Workshop-Teilnehmer/innen ihre Heimreise an. Die Workshopreihe „Erfahrungen aus dem Maschinen- und Anlagenbau“, an der die ISA-Studierenden in der LGS teilnehmen, organisiert der Verein der Freunde und Förderer der Ludwig-Geißler-Schule e. V. Grund für dieses Engagement, betont der Vorsitzende des Vereins, Gerd Lohrey, sei die Überzeugung, dass Innovationen nicht auf neuen Erkenntnissen alleine, sondern gleichermaßen auf Erfahrung basieren. Der Weitergabe von Praxiserfahrungen käme daher eine besondere Bedeutung zukommt. Klaus Wegner, Referent der 16-teiligen Workshopreihe und Initiator der Aktivität „Erfahrungstransfer von ALT an JUNG“, hat die Exkursion nach Karlsruhe angeregt und organisiert. Er zieht sich aber jetzt – nach nahezu 50 Jahren Tätigkeit im Maschinen- und Anlagenbau und ehrenamtlicher Nachwuchsförderung seit 2003 – im Alter von fast 83 Jahren in den verdienten Ruhestand zurück.

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